Durchlässigkeit

 

Wenn ich im Yoga-Unterricht nur noch ein einziges Wort verwenden dürfte, so wäre es dieses. Ich spreche seit jeher viel von „Durchlässigkeit“ und entdecke immer wieder neue Facetten dieses Begriffes. Durchlässigkeit bringt die gesamte Erfahrung meines Weges auf den Punkt, und zwar auf jeder Ebene und in jedem Aspekt der Praxis, egal ob ich Asana übe, Pranayama oder in Stille sitze.

Durchlässigkeit beinhaltet jenes „Weit werden“ und „Leer werden“, das den Geist zur Ruhe bringt und uns präsent werden lässt im Hier und Jetzt. Sie beinhaltet die Gelöstheit und Weichheit, die den Yoga-Haltungen innewohnt (oder innewohnen sollte). Sie lädt uns ein, mit dem ganzen Körper zu atmen, durch jede Pore, durch jede Zelle, um den Energiestrom von Prana frei und kraftvoll zu machen.

Für mich persönlich ist sie besonders wirkungsvoll zum Verständnis unserer wahren Natur: Im Zustand der Durchlässigkeit erkenne ich mich als das schwingende, pulsierende Energiesystem, das ich bin. Als frei fließendes und grenzenloses Bewusstsein, jenseits der vermeintlichen Beschränkungen des „Kleinen Ich“, jenseits der vermeintlichen Begrenzungen des Körpers. Und mein angespanntes Ich-Gefühl löst sich auf im grenzenlosen Frieden dessen, was wir wirklich sind. Mein Lehrer Andrei Ram nennt das Self Realization.

Durchlässigkeit kann zu einem äußerst befreienden Lebenskonzept werden. Sie lässt die Dinge kommen und wieder gehen, ohne dass sie sich in unserem System verfangen und es blockieren.

Sie ist das freie Fließen von Geben und Empfangen, in unseren Beziehungen ebenso wie auf materieller Ebene. Sie ist die Mutter des vielgepriesenen Loslassens und manifestiert sich als Liebe ohne Anhaften, als wahre Großzügigkeit und in der Fähigkeit unseres Herzens, sich allem zu öffnen – egal, was so daherkommt. Durchlässigkeit ist die Bereitschaft sich ganz und gar DURCHDRINGEN zu lassen von diesem einem Augenblick, von diesem einen Atemzug, von dem, was ist.