Ist Gott am Ende Eine Frau?
Die Frage ist natürlich Unsinn. Das Göttliche ist jenseits aller Geschlechtlichkeit. In der Tradition, in der ich mich zuhause fühle, vereint es stets beide Polaritäten. Doch in letzter Zeit wächst in mir eine „Kali-esque“ Wut darüber, wie Religion und Spiritualität das Weibliche seit Jahrtausenden ausgrenzen und abwerten. Seit der neolithischen Revolution, um genau zu sein, in der wir von Jägern und Sammlern zu sesshaften, Besitz anhäufenden Mitgliedern der Zivilisation wurden.
Das weibliche Geschlecht war nicht nur kulturübergreifend minderwertig, sondern wurde auch noch zum Sündenbock für das allgemeine menschliche Dilemma gemacht. Erinnern wir uns an die Bibel-Geschichte, die uns folgenden – natürlich von Männern erdachten und aufgeschriebenen – Mythos präsentiert: Eva, entstanden aus einer überflüssigen Rippe Adams! – naschte verbotenerweise am Apfel, was die Vertreibung aus dem Paradies zu Folge hatte. Zur Strafe, so heißt es, sollen wir Frauen nun „unter Schmerzen unsere Kinder gebären“. Dieses Bild der ungehorsamen Frau und ihrer Bestrafung ist so tief in unsere Kultur indoktriniert, dass die offensichtliche Absurdität dieser Geschichte über Jahrtausende nicht mal hinterfragt wurde. Stattdessen wurde sie zum perfekten Instrument patriarchalischer Unterdrückung.
Mag sein, dass die monotheistischen Religionen viel Schönes zu bieten haben, aber keine von ihnen räumt dem Heiligen Weiblichen den Platz ein, der ihm gebührt. Das ist der Grund, warum ich mich im Tantra so wohl fühle, einer spirituellen Tradition, die dem weiblichen Aspekt des Göttlichen in wahrhaft einzigartiger Weise Raum gibt und ihn in vielfältiger Gestalt feiert. Die das Leben nicht als Sündenpfuhl und Tal der Tränen, sondern als heiligen, ekstatischen Tanz wahrnimmt. Die die Heiligkeit der Schöpfung anerkennt, anstatt die Erde als auszubeutendes Rohstofflager, das es sich „untertan zu machen“ gilt.
Das ist der Weg des Weiblichen, ein Weg durch Licht und Dunkelheit. Ihm habe ich mein Buch gewidmet, das in wenigen Wochen unter dem Titel MIT DEM LEBEN TANZEN bei Droemer Knaur erscheint. Hier kannst Du es ansehen und bestellen.