Atme. Lächle. Lebe.
Immer wieder frage ich mich, ob ich wirklich, wirklich lebe. So richtig. Ob ich präsent genug bin, um das Leben in seiner Fülle und Tiefe auszuschöpfen. Wie oft ich zumache, mich betäube, mir ein tonnenschweres Kettenhemd überstreife, nur um zu verhindern, dass mich das Leben voll und ganz erreicht.
Wir alle haben unzählige Ausweichstrategien, um dem Leben zu entgehen, nur um am Ende mit einem Gefühl von Bedauern zu sterben, weil wir nicht wirklich gelebt haben. Weil wir dieses kostbare Geschenk der menschlichen Geburt nicht genügend gewürdigt haben. Weil wir immer mit etwas Wichtigerem beschäftigt waren als dem Wesentlichsten überhaupt, unserer schieren Lebendigkeit.
Wenn mich dann die Panik überfällt, dass die Jahre an mir vorüberziehen, dass ich schon so viel Zeit verschwendet habe und mir mit den endlosen Konditionierungen meines Geistes ständig selbst im Weg stehe, nehme ich Zuflucht in den aller-elementarsten Ausdruck meiner Lebendigkeit – meinen Atem. Denn am lebendigsten sind wir dann, wenn wir innehalten und dem Sein zuhören.
Der Atem ist die Verbindung mit unserer Seele – ATMAN, das indische Wort für Seele, ist ein direkter sprachlicher Verwandter und hat dieselbe indogermanische Wurzel. Denn: Unser Atem verlässt den Körper gleichzeitig mit unserer Seele, wenn wir sterben. Bis dahin ist er eine lebendige Brücke in die innere Welt, das Bindeglied zwischen Körper und Geist. Ein heiliger Zyklus von Werden und Vergehen, der sich in jedem einzelnen Atemzug ausdrückt.
Kurz: Im Atem offenbart sich das Wunder unserer Lebendigkeit.
Ich atme. Ich lächle. Ich lebe.