Asana als Mudra
Diese Formulierung ist mir schon früher immer mal begegnet und hat mich fasziniert, ohne dass ich sie verstanden hätte. Mudras sind doch Handgesten, die wir während der Meditation oder zu Beginn der Yogaklasse einnehmen?
Es war Bettina Bäumers Buch „Vijnana Bhairava – Das göttliche Bewusstsein“, das schließlich Klarheit schaffte. Als ich es in die Hände bekam, war ich auf dem tantrischen Weg schon ein gutes Stück voran gekommen und begriff: Wie so oft im Tantra geht es um die Integration von Körper und Geist. Genauer gesagt: Es geht um die geistige, innere Haltung, die wir mit der körperlichen, äußeren Haltung in Harmonie bringen. Das kann in typischen Handgesten wie Anjali Mudra geschehen oder auch in Form einer Asana mit dem ganzen Körper.
Bettina Bäumer ist so etwas die die „Grande Dame“ des Kaschmirischen Shivaismus. Ihre Definition von Mudra ist wunderschön: Sie bezeichnet ein Mudra als „eine den ganzen Menschen, Körper und Geist, erfassende Haltung. Das Körperliche hinterläßt einen Eindruck im Geist, und das Geistige drückt sich im Körper aus.“
Ich las diese Definition mit großer Freude, bestätigt sie doch, was ich am liebsten im Yoga unterrichte. Oder zu unterrichten versuche. Wenn wir Asana üben, verkörpern wir unsere innere Haltung, die Herzens-Qualitäten, die wir kultivieren möchten, die zeitlosen Prinzipien der yogischen Philosophie. Und indem wir sie im Körper verankern, erwecken wir sie in unserem Geist und unserem Herzen. Ist das nicht wundervoll?
Asana kann so viel mehr sein als ein wirkungsvolles Ganzkörper-Workout für „Kraft & Beweglichkeit“. Als Mudra verstanden entfaltet es seine Wirkung nicht nur im großen Gesäßmuskel, sondern erfasst alle Anteile des Wunders, das Du bist.